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Kastrationspflicht Schweiz

Recht und Politik
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Entgegen einer weit verbreiteten Annahme besteht auch hierzulande ein Streunerproblem. Eine der Hauptursachen hierfür liegt darin, dass Privatpersonen ihre Freigänger-Katzen nicht kastrieren lassen und diese zusammen mit herrenlosen, unkastrierten Tieren ständig für weiteren Nachwuchs sorgen. Dies, obwohl die Tierschutzverordnung ausdrücklich festhält, dass Tierhaltende alles Zumutbare tun müssen, um zu verhindern, dass sich ihre Tiere übermässig vermehren (Art. 25 Abs. 4 TSchV). Das Paarungsverhalten unkastrierter Freigänger-Katzen unter Kontrolle zu haben, ist für deren Halter aber praktisch unmöglich.

In der Schweiz leben zwischen 100’000 und 300’000 herrenlose Katzen.

Die Streunerproblematik ist mit viel Tierleid verbunden. Vermehren sich Katzen übermässig, bilden sich schnell grosse Populationen auf engem Raum, was zu Hygieneproblemen und zur Ausbreitung von Krankheiten führt. Viele Tiere sterben qualvoll, weil sie keine medizinische Versorgung erhalten oder nicht ausreichend Nahrung finden. Die unkontrollierte Vermehrung von Katzen führt ausserdem dazu, dass jedes Jahr unzählige ungewollte Jungtiere in Tierheime abgeschoben oder ausgesetzt werden. Insbesondere in ländlichen Gebieten werden unerwünschte Katzenwelpen zudem teilweise immer noch ertränkt oder auf andere tierquälerische Weise getötet. Unsere Hochrechnung geht von ca. 100’000 getöteten Katzenbabys pro Jahr aus (Hochrechnung Katzentötung). 

Aus diesen Gründen ist die Haltung unkastrierter Katzen mit Freilauf aus Sicht des Tierschutzes höchst problematisch. Die Kastration von Freigänger-Katzen bildet eine verhältnismässige Massnahme, um einen weiteren Anstieg der Streunerpopulation zu vermeiden, das Katzenleid zu verringern und den Katzenbestand in der Schweiz nachhaltig zu regulieren. Die aktuell geltenden Rechtsvorschriften greifen zu kurz. NetAP – Network for Animal Protection hat sich deshalb mit der Stiftung für das Tier im Recht (TIR) zusammengeschlossen, um die Schaffung einer schweizweit geltenden Regelung zu fordern, die sämtliche Halter von Freigänger-Katzen verpflichtet, diese von einem Tierarzt kastrieren zu lassen.

Kastrationspflicht Chronologie

30.03.2016

Am 30. März 2016 startet unsere Kampagne „Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen in der Schweiz“. Herzstück der Kampagne ist eine Petition, die Bundesrat und Parlament auffordern, eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen einzuführen, um die übermässige Vermehrung von Katzen einzudämmen und so das Katzenleid in der Schweiz zu vermindern.

15.12.2016

Im Herbst 2016 reicht die Fondation SOS Chats eine ähnliche Petition mit  über 17’000 Unterschriften in Bern ein. Der Ständerat hat in seiner Sitzung vom 15. Dezember 2016 entschieden, dieser Petition zur „obligatorische Sterilisation und Kastration aller Katzen in der Schweiz“ keine Folge zu leisten.

12.06.2018

Am 12. Juni 2018 reichen wir in Bern die Petition für eine Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen in der Schweiz mit 115’567 Unterschriften ein. Über 150 Organisationen stehen hinter der Forderung. Zum Zeitpunkt der Petitonsübergabe haben bereits 39 Parlamentarier und Parlamentarierinnen die Petition mitunterzeichnet.

02.10.2018

Am 2. Oktober 2018 schicken TIR und NetAP einen offenen Brief an den Bundesrat, um anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober erneut auf das in der Schweiz vorherrschende Katzenelend aufmerksam zu machen. Sie fordern vom Bundesrat eine nachhaltige und tiergerechte Lösung für die bestehende Streunerproblematik und damit ein deutliches Zeichen für das Tierwohl. Der Brief wurde nie beantwortet.

03.10.2018

Am 3. Oktober 2018 publiziert das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) das Dokument «Fragen und Antworten zu Kastration von Freigänger-Katzen und zu Mikrochips».

22.11.2018

Ferner hat die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) zur Frage einer gesetzlichen Kastrationspflicht am 22. November 2018 ein Positionspapier «Katzen kastrieren ja – auf freiwilliger Basis» herausgegeben.

29.11.2018

20.02.2019

Am 20. Februar 2019 empfiehlt der Bundesrat die Ablehnung der Motion von Doris Fiala. Seine Argumente stützen sich vor allem auf das vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 3. Oktober 2018 veröffentlichte Dokument „Fragen und Antworten zu Kastration von Freigänger-Katzen und zu Mikrochips“. In einem gemeinsamen Schreiben hatten NetAP und die TIR zum BLV-Papier bereits im vergangenen Dezember umfassend kritisch Stellung genommen. NetAP und TIR reagieren mit einem E-Mail an die Parlamentarier und einer öffentlichen Stellungname in den sozialen Medien

21.06.2019

Am 21. Juni 2019 lehnt der Nationalrat die Petition ohne weitere Diskussion ab (vgl. auch Amtliches Bulletin). Wie schon der Bundesrat orientiert sich auch die Kommision für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) des Nationalrates an einer im letzten Herbst veröffentlichten Stellungnahme des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), zu der sich NetAP und die TIR bereits im vergangenen Dezember ausführlich geäussert hatten. Zwar anerkennen die Behörden und der Nationalrat durchaus, dass es in der Schweiz ein Streunerproblem gibt. Eine Kastrationspflicht erachten sie jedoch als unverhältnismässig. In der Medienmitteilung vom 27. Juni 2019 nehmen TIR und NetAP dazu Stellung. 

15.08.2019

Am 15. August 2019 legt die WBK des Nationalrates dem Bundesrat die Motion 19.3959 „Für eine bessere Kontrolle der Vermehrung von Streunerkatzen“ vor. Mit der Motion wird der Bundesrat beauftragt, eine Pflicht zur elektronischen Identifizierung aller Katzen vorzusehen. Nicht identifizierte Katzen sollen zudem ohne Einverständnis der Besitzerin bzw. des Besitzers sterilisiert werden dürfen.

26.09.2019

Am 26. September 2019 lehnt auch der Ständerat die Petition ohne Diskussion ab (vgl. auch Amtliches Bulltin). Damit ist die Petition in Bern endgültig vom Tisch.

02.10.2019

In der Medienmitteilung vom 2. Oktober 2019 nehmen NetAP und TIR zur Motion der WBK Stellung: Sie begrüssen die in der Motion enthaltene Anerkennung des Katzenleids in der Schweiz und die formulierten Forderungen. Gleichzeitig machen sie aber darauf aufmerksam, dass eine Kennzeichnungspflicht das bestehende Problem der Überpopulation nicht lösen kann, da diese keinen direkten Einfluss auf das Sexualverhalten der Katzen hat. Daher kann eine Kennzeichnungspflicht lediglich als flankierende Massnahme zu einer Kastrationspflicht verstanden werden.

13.11.2019

Am 13. November 2019 empfiehlt der Bunderat die Ablehung der Motion 19.3959 „Für eine bessere Kontrolle der Vermehrung von Streunerkatzen“. Am 10. Dezember 2019 folgt ihm der Nationalrat. 

27.02.2020

Nachdem in den Medien regelmässig darüber berichtet wurde, Bundesbern lehne eine Kastrationspflicht ab aufgrund der hohen Kosten die eine solche dem Staat verursachen würde, wenden sich TIR und NetAP am 27. Februar 2020 mit einem Brief an das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) und bitten unter anderem um Auskunft, welche Kosten denn dem Staat angeblich entstehen würden. Da sich die Forderung nach einer Kastrationspflicht für Freigängerkatzen an die Halter richtet und somit das Verursacherprinzip zum Tragen kommt, ist unklar, was für Kosten der Bund ständig anführt, um seine ablehnende Haltung zu begründen.

09.04.2020

Das EDI beauftragt in der Folge das BLV mit einer Antwort. In diesem Antwortschreiben vom 9. April 2020 geht das BLV leider nicht oder nur in geringem Masse auf unsere Fragen ein, weshalb wir uns am 30. April 2020 erneut mit einem Schreiben an Bundesrat Alain Berset und das EDI wenden und um Beantwortung der offenen Fragen bitten. Am 13. Mai 2020 wurde uns mitgeteilt, dass man das BLV mit der Beantwortung der Fragen beauftragt hat, dieses jedoch nur mündlich Stellung nehmen werde. Das entsprechende telefonische Gespräch fand am 27. August 2020 statt. Das BLV versicherte, dass man das Katzenelend erkannt habe und Massnahmen ergreifen wolle, jedoch die Kastrationspflicht als nicht umsetzbar erachte. Es bestätigte, dass das  Argument den hohen Kosten sich lediglich auf Annahmen bezog. Auch die Behauptung, es würden bereits ein Grossteil der Halter die Katzen kastrieren und Kantone und Gemeinden führten Kastrationsaktionen durch, würden nur auf Vermutungen beruhen. Es wurden weitere Massnahmen diskutiert, die das Leid der Katzen lindern könnten. 

26.03.2020

Am 26. März 2020 reichen drei Grossräte (Stampfli/Graf/Rüfenacht) des Kanton Bern ein Postulat ein, um eine kantonale Kastrationspflicht zu fordern. Der Regierungsrat empfiehlt diese Forderung zur Ablehnung und stützt sich in seiner Begründung auf die Argumente des BLV. Zusammen mit dem Dachverband der Berner Tierschutzorganisationen senden TIR und NetAP am 18. November 2020 sämtlichen Berner Grossräten ein Argumentarium für die Kastrationspflicht. Die Abstimmung wird vom November 2020 auf den März 2021 verschoben.

29.10.2020

Am 29. Oktober 2020 wird auch die Motion 18.4119 von Doris Fiala vom Nationalrat diskussionslos mit 151 Nein und 19 Ja Stimmen abgelehnt

18.03.2021

Am 18. März 2021 wird das Postulat von Stampfli/Graf/Rüfenacht vom Grossrat des Kanton Bern mit 88 Nein und 55 Ja stimmen bei 8 Enthaltungen abgelehnt. 

31.05.2021

Am 31. Mai 2021 reichen die Zürcher Kantonsrätinnen Nathalie Aeschbacher (GLP, Zürich), Linda Camenisch (FDP, Wallisellen), Isabel Bartal (SP, Zürich), Wilma Willi (Grüne, Dielsdorf) und Janine Vannaz (die Mitte, Aesch) das Postulat 208/2021 ein, welches den Regierungsrat auffordert, Massnahmen zur übermässigen Vermehrung von Freigänger-Katzen zu prüfen. 

26.06.2021

Im Juni 2021 wird uns ein Antwortschreiben des BLV an eine Bürgerin zugestellt. Diese hatte sich an das Amt gewandt, weil sie besorgt war über die Entwicklung des Katzenelends. Das BLV antwortete wider besseren Wissens mit denselben Argumenten, die wir bereits mehrfach widerlegt hatten und die das BLV bereits bestätigte, nicht belegen zu können (vgl. oben 27. August 2020). Am 26. Juni 2021 fragen wir beim BLV nach, warum es immer noch an diesen Behauptungen festhält. Leider nimmt das BLV dazu keine Stellung, teilt aber mit, dass man sich nicht mehr zur Thematik äussern werde. Am 5. August 2021 stellen wir dem EDI deshalb erneut einen offenen Brief zu, da wir der Meinung sind, eine Behörde müsse sich an Fakten halten und dürfe nicht haltlose Vermutungen verbreiten. Eine Antwort bleibt aus. 

10.09.2021

Am 10. September 2021 reichen Claudia Baumgartner (GLP) und weitere Politikerinnen in Basel-Stadt dem Regierungsrat einen sogenannten Anzug ein (Geschäft 21.5630) betreffend die „übermässige Vermehrung von Freigängerkatzen /Tierwohl für Streunerkatzen“ mit der Bitte, entsprechende Massnahmen zu prüfen. 

15.09.2021

Am 15. September 2021 spricht sich der Zürcher Regierungsrat gegen Massnahmen aus, die die Situation der Katzen nachhaltig verbessern würde. In der Argumentation folgt auch er dem BLV (RR Protokoll vom 15.09.2021).

08.08.2022

Anlässlich des Weltkatzentag vom 8. August 2022 bezeichnet das BLV Katzen gegenüber der Presse als Schädlinge. In einem Schreiben bitten wir das BLV um Stellungnahme, welche Schritte das BLV denn nun plant, um das Katzenelend zu bekämpfen.  Per Mail vom 19. September 2022 antwortet das BLV: „Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) hat die Begehren von NetAP sowie weiteren Tierschutzorganisationen bezüglich Verhinderung verwilderter Katzenpopulationen durch eine Katzenkastrationspflicht zur Kenntnis genommen. Allfällige diesbezügliche Vorschriften müssen nebst den Tierschutzanliegen auch die Anliegen der Katzenhalterinnen und Katzenhalter, sowie der Vollzugsbehörden berücksichtigen. Zudem müssten neue Vorschriften des Tierschutzrechts in dessen Gesamtkontext verhältnismässig, umsetzbar und zumutbar sein. Im Rahmen von Vernehmlassungen unterbreiten wir  konkrete Vorschläge zur Stellungnahme, können aber bis dahin keine weiteren Auskünfte erteilen.“

24.08.2023

Am 24. August 2023 reicht Stadträtin Susanne Clauss (SP) einen parlamentarischen Vorstoss an die Stadt Biel ein zur Eindämmung des Katzenelends. 

06.11.2023

Der Kantonsrat des Kantons Zürich beschliesst mit 111 : 56 Stimmen (bei 0 Enthaltungen), das Postulat KR-Nr. 208/2021 dem Regierungsrat zu überweisen. Dieser muss innert zweier Jahre einen Bericht zum Thema Katzenelend ausarbeiten.

08.11.2023

08.02.2024

Der Grossrat des Kantons Basel-Stadt entscheidet sich mit 72:16 Stimmen gegen die Abschreibung des Anzugs von Claudia Baumgartner und Konsorten. Der Regierungsrat hat somit zwei Jahre Zeit einen Lösungsvorschlag auszuarbeiten.

21.02.2024

21.03.2024

Der Stadtrat von Biel lehnt das Postulat von Susanne Clauss «Katzenelend eindämmen» definitiv ab. Auch hier wird zwar das Katzenelend nicht verneint, schiebt aber die Zuständigkeit für geeignete Massnahmen zurück an den Bund.

Mehr Informationen zur Petition finden Sie unter www.kastrationspflicht.ch

Weitere Informationen zum Katzenleid und unsere Kastrationsaktionen in der Schweiz finden Sie hier.

Das Katzenelend in der Schweiz ist auf einem nie dagewesenen Höchststand! NetAP und TIR fordern deshalb weiterhin eine Kastrationspflicht. 

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